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Abklärung

Eine zeitgemässe Sicht auf ADHS

ADHS ist die Abkürzung für das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (mit oder ohne Hyperaktivität). Hauptmerkmale von ADHS sind:

  • Unaufmerksamkeit

  • Hyperaktivität

  • Impulsivität

Damit gehen oft einher: Desorganisation, emotionale Unausgeglichenheit und Schwierigkeiten mit der Merkfähigkeit. Vielfach treten zusätzliche Schwierigkeiten wie depressive Verstimmungen oder Ängste auf. Eine weitere Begleiterscheinung, welche bei Menschen mit ADHS oft vorkommt, ist die Hypersensitivität: Ereignisse, seien es visuelle Eindrücke, Klänge oder innere Impulse, erreichen sie mit einer grossen Intensität.

Bei ADHS handelt es sich um eine neurobiologische Erkrankung, bei der eine genetische Komponente wahrscheinlich ist. Die bisherigen Forschungsergebnisse belegen, dass Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen durch Prozesse im Gehirn zustande kommen. Dabei ist das Frontalhirn besonders bedeutsam: Hier sind wichtige Netzwerke lokalisiert, welche zur Aufmerksamkeit sowie zur Planung, Steuerung und Kontrolle von Handlungen beitragen.

ADHS zu diagnostizieren ist nicht einfach, da die Testergebnisse stark von der Tagesform und von situativen Einflüssen geprägt sind. Zudem können keine spezifischen Aussagen bezüglich der biologischen Ursachen gemacht werden.

Fragebögen geben zwar Hinweise, die Einschätzungen sind jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig und subjektiv geprägt. Zudem sind die entsprechenden Fragebögen längst öffentlich zugänglich.

Person in EEG-Untersuchung

Objektive Methoden der Diagnostik

In den vergangenen Jahren ist es Forschenden von verschiedenen Universitäten gelungen, eine auf dem EEG (Elektroenzephalogramm) und den evozierten Potenzialen basierende Methode zu entwickeln, welche die klinische Diagnostik (also das Gespräch und die Beobachtung) durch objektive Verfahren ergänzt.

Bei dieser Methode werden Daten erhoben, während die Patientin resp. der Patient einen langweiligen Konzentrationstest absolviert. Daraus lässt sich zuverlässig die Art und Weise der biologischen Informationsverarbeitung ableiten. Auch eine allfällige Hypersensitivität wird erkannt. Die Ergebnisse können in zwei- und dreidimensionalen Bildern dargestellt werden.

Ablauf einer ADHS-Abklärung 

Eine ganzheitliche ADHS-Abklärung besteht aus den folgenden 4 Terminen von je ca. 1,5 Stunden (bei Kindern: 5 Termine). Die Abklärungstermine finden grösstenteils vormittags statt. Die Einladung zum Erstgespräch erfolgt nicht direkt nach Eintreffen der Anmeldung, sondern 1 bis 3 Monate vor dem Erstgespräch.

1

Erstgespräch

Die Anamnese wird erhoben und die aktuelle Problematik wird mit dem Patienten / der Patientin resp. den Eltern besprochen. Die Fragestellung wird geklärt. Bei jüngeren Kindern findet das Erstgespräch ohne Kind statt.

Evtl. telefonische Konsultationen mit Dritten (z. B. mit Lehrpersonen)

Fragebogen

Selbsteinschätzung

Fremdeinschätzung (z. B. Partner/in oder Lehrperson)

2

Testung der neurokognitiven Funktionsfähigkeit

Erhebung der exekutiven Funktionen sowie der Aufmerksamkeit/Konzentration, Merkfähigkeit, Wahrnehmung und Emotionsverarbeitung

3

Hirnstrommessung (EEG)

Die Spektraldaten können als Indikator für den Funktionszustand des Gehirns angesehen werden: Es ist möglich, abweichende Spektren des Elektroenzephalogramm (EEG) direkt mit Abweichungen beim Funktionieren bestimmter Hirnsysteme zu verknüpfen.

Die evozierten Potenziale bilden die Informationsverarbeitungsprozesse ab und geben Hinweise auf die Art und Weise der Verarbeitung von einfachen Stimuli in verschiedenen Regionen des Gehirns.

Die Neuro-/Biomarker helfen uns, den Grundmechanismus eines Störungsbildes zu verstehen und eine auf das Individuum angepasste Therapie zu planen (personalisierte Behandlung).

4

Auswertungsgespräch, Bericht

Am Ende jeder Untersuchung werden die Ergebnisse mit dem Patienten resp. der Patientin sowie den Angehörigen besprochen. Auf der Basis einer ganzheitlichen Sichtweise – welche Neuro-/Biomarker einschliesst – werden Empfehlungen abgegeben zu nützlichen Strategien in der Familie sowie in der Schule resp. am Arbeitsplatz.

Auf der Basis der biologischen Daten werden allenfalls sinnvolle medikamentöse Wirkstoffe genannt und Vorschläge für eine Therapie unterbreitet. Die Zuweisenden und die Patienten/Patientinnen erhalten einen ausführlichen schriftlichen Bericht.